Jeder, der sich schon länger in der Schach-Szene rumtreibt hat sicher mitbekommen, dass die Nachfrage nach Schach in 2020 enorm gestiegen ist. Schachhändler haben Probleme der großen Nachfrage nachzukommen – viele Produkte sind ausverkauft und Nachschub lässt auf sich warten. Doch warum genau erlebt das Schachspielen gerade eine Renaissance?
Corona-Pandemie
Die „Google Trends“ sind traditionell ein guter Indikator für gesellschaftliche Entwicklungen und Interessen. Nachdem sich die Suchen nach „Schach“ und „Gesellschaftspiele“ nach Weihnachten wieder beruhigten, zeigte sich genau zu Beginn des ersten Lockdowns (um März) ein deutlicher Anstieg der Suchen auf Google. Schach war für viele also Zeitvertreib im ersten Lockdown und hat sicherlich einige neuer Spieler zur Folge gehabt.
Der zweite Nachfrageschub gegen Jahresende wird wohl auch zum Teil der Corona-Situation zuzuschreiben sein. Doch Weihnachtsgeschenksuche und die Netflix-Serie Das Damengambit sind ebenso treiben Kräfte.
„Das Damengambit“ auf Netflix
Am 23. Oktober 2020 wurde auf Netflix die Miniserie Das Damengambit, basierend auf dem gleichnamigen Roman The Queen’s Gambit von Walter Tevis, veröffentlicht. Die Serie wurde mit über 60 Millionen Streams kurzerhand zu Netflix‘ erfolgreichster Miniserie. Der Name verrät es bereits: Schach ist zentraler Handlungsbaustein der Serie. Nicht verwunderlich also, dass viele Zuschauer der Serie auch Schach für sich entdecken.
Schach auf Twitch
Nicht zuletzt ist ein bekannter Schachgroßmeister für den aktuellen Schach-Hype verantwortlich. Hikaru Nakamura ist US-amerikanischer Schachgroßmeister und einer der besten Schachspieler der Welt. Im Frühjahr 2020 war er Kommentator und Coach eines Schachturniers auf der Streaming-Plattform Twitch: PogChamps. In dem Turnier spielten 16 große „Twitch-Persönlichkeiten“ ohne große Schacherfahrung gegeneinander. Vermutlich besonders dank des Lockdowns übertraf das Turnier die Erwartungen der Veranstalter um ein Vielfaches.
Nakamura erlang durch seine Rolle als Coach und Kommentator viel Aufmerksamkeit und seine eigene Streaming-Karriere nahm Fahrt auf. Mittlerweile unterhält er mit seinen fast täglichen Streams oft zehntausende Zuschauer, viele davon Schachneulinge.
Wie langfristig ist der Schach-Run?
Die Corona-Pandemie war für das Schachspiel eine Art Wiedergeburt. Viele haben ein Spiel aus ihrer Kindheit wieder entdeckt, andere haben es neu kennengelernt.
Besonders die große Akzeptanz im Internet zeigt, wie gesellschaftsfähig Schach tatsächlich ist. Es ist das wohl älteste Spiel, dass auf Streaming-Plattformen noch Rekorde einstellt. Doch um Schach nachhaltig voranzubringen, braucht es in der Corona-Zeit mehr – sonst ist der Hype schneller vorbei als es einem Lieb ist. Vor allem neuen Spielern der kompetitive Aspekt des Schachs näher gebracht werden – Vereinsspiel, Turniere und Wettkämpfe. So können neue Spieler langfristig gebunden werden und das Schach weiterbringen.
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